Geschäftsbericht 2020

Dr. Theodor Weimer: Brief des Vorstandsvorsitzenden

Geschäftsbericht 2020

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
sehr geehrte Damen und Herren,

2020 war ein außergewöhnliches Jahr. Es war geprägt von der Corona-Pandemie, die Volkswirtschaften und Unternehmen weltweit erheblich belastet hat. In diesem schwierigen Umfeld haben wir bei der Gruppe Deutsche Börse unsere Wachstumsversprechen ausnahmslos erfüllt.

Die Deutsche Börse steigerte ihre Nettoerlöse 2020 im Vorjahresvergleich um 9 Prozent. Strukturell lag das Wachstum wie geplant bei 5 Prozent. Dies führte, genau wie angekündigt, zu einem Anstieg des bereinigten Periodenüberschusses auf 1,2 Mrd. €. Unser Geschäftsmodell hat sich somit einmal mehr als resilient erwiesen.

Dies beweist auch der Abschluss unserer Wachstumsstrategie „Roadmap 2020“. Sie war in allen drei Wachstumskomponenten ein voller Erfolg: beim Wachstum im bestehenden Geschäft; beim Wachstum durch Zukäufe; und beim Ausbau neuer Technologien. Wir haben viel versprochen. Und wir haben alles gehalten.

Im bestehenden Geschäft sind wir strukturell wie geplant um 5 Prozent gewachsen. Zudem haben wir den Periodenüberschuss um durchschnittlich 12 Prozent gesteigert – in der Mitte der gesetzten Spanne von 10 bis 15 Prozent.

Wir haben unser Geschäftsmodell durch Übernahmen gestärkt. Um nur die wichtigsten zu nennen: durch den Analytik-Anbieter Axioma, den wir mit STOXX zu Qontigo fusioniert haben; durch das UBS-Fondcenter; und – als bisher größten Schritt – durch das US-Unternehmen Institutional Shareholder Services (ISS), einem führenden Anbieter von Governance-Lösungen, Nachhaltigkeits-Daten und Analytik.

Auch technologisch haben wir uns weiterentwickelt: Bei der Cloud haben wir nach Microsoft auch Google und SAP als Partner gewonnen. Und die Zukunftstechnologie Blockchain haben wir unter anderem durch unsere Beteiligung an HQLAx vorangetrieben.

Maßgeblich zu diesem Erfolg beigetragen haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in aller Welt. Im Corona-Jahr 2020 haben sie ganz Außergewöhnliches geleistet: Zeitweise haben 98 Prozent unserer Belegschaft von zu Hause aus gearbeitet. Aber allen Widrigkeiten zum Trotz haben sie dabei ihre Leistungskraft und ihre Motivation aufrechterhalten. Während dieser Zeit sind rund 900 Kolleginnen und Kollegen neu zu uns gestoßen. Und gemeinsam blicken wir voller Zuversicht auf das, was vor uns liegt. 

Wie geht es nun weiter? Wir setzen die „Roadmap“ fort: durch den „Compass 2023“. Dabei halten wir an unserem Ziel von 5 Prozent strukturellen Wachstums fest. Mit zyklischer Unterstützung rechnen wir nicht mehr. Dafür verstärken wir unseren Schwerpunkt bei den Übernahmen. Wir legen dafür auch erstmals eine Zielmarke fest: durchschnittlich 5 Prozent anorganisches Wachstum pro Jahr bis 2023. Das ist ehrgeizig, aber realistisch. Ich freue mich auf weitere wachstumsstarke Jahre! 

Wachstum bedeutet heute immer auch: nachhaltiges Wachstum. Die Transformation zu einem nachhaltigen Wirtschaften ist eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit. Und auch wir fühlen uns dieser Aufgabe verpflichtet. ESG ist Teil unserer Unternehmenskultur und unserer Gruppenstrategie. Wir bauen nicht nur die Berichterstattung unserer eigenen Nachhaltigkeitsleistung stetig aus. Wir sind auch Mitglied im Global Compact der Vereinten Nationen und fördern die Umsetzung seiner Prinzipien in den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung. Durch Indizes und Ratings helfen wir Unternehmen dabei, nachhaltiger zu werden, und unterstützen zugleich Anleger darin, in diese Unternehmen zu investieren. Das zeigt nicht zuletzt unsere Übernahme von ISS, die im wichtigen Bereich der Nachhaltigkeits-Ratings weltweit eine führende Rolle spielt. Unsere eigene, ständig wachsende ESG-Produktpalette im Handel komplettiert dieses Angebot. 

Im Corona-Jahr 2020 haben wir uns bei der Deutschen Börse in Zeiten höchster Unsicherheit und damit verbundener Volatilität als Anker der Stabilität erwiesen. Zum Teil hitzigen, dem Moment geschuldeten politischen Forderungen nach harten Eingriffen in Marktmechanismen haben wir souverän und mit Expertise widersprochen und so die Märkte stabil gehalten. Das ist unsere Pflicht als Marktinfrastrukturanbieter. Es zeigt auch, dass die Politik die Wichtigkeit der Kapitalmärkte und unsere Rolle darin anerkennt. Das schätzen wir nicht zuletzt auch, weil wir auf die Unterstützung der Politik angewiesen sind, um im Wettbewerb mit den USA und Asien nicht ins Hintertreffen zu geraten. 

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, das zurückliegende Jahr war für uns alle eine schwere Bewährungsprobe. Umso mehr danke ich Ihnen für das Vertrauen, das Sie uns entgegengebracht haben. Es freut mich deshalb ganz besonders, dass wir der Hauptversammlung für das Jahr 2020 erneut einen Anstieg der Dividende vorschlagen können, und zwar auf 3,00 Euro pro Aktie, nach 2,90 Euro im letzten Jahr. Diese Ausschüttung lässt uns genügend Spielraum, um auch im Jahr 2021 durch Investitionen, Übernahmen und Zusammenschlüsse die Grundlage für künftiges weiteres Wachstum zu legen – und davon profitieren dann auch Sie. Ich setze darauf, dass Sie uns auf unserem Weg weiter begleiten. Herzlichen Dank!

Ihr

Dr. Theodor Weimer

Frankfurt am Main, 12. März 2021