ESG-ETFs – mehr als ein Trend

Erschienen am: 17.04.2020

Sie gelten als einfach, transparent und flexibel: Exchange Traded Funds – kurz ETFs – feierten am 11. April ihren 20. Geburtstag. Mit gerade einmal zwei Produkten hat die Deutsche Börse den ETF-Handel im Jahr 2000 nach Europa gebracht. Seitdem ist der Handelsplatz Xetra führend in einem stark wachsenden Markt. In unserer Serie blicken wir aus verschiedenen Perspektiven auf die Entwicklung von ETFs – und beleuchten Trends, Innovationen und strukturelle Veränderungen an den Märkten.

Noch vor einiger Zeit verhielt es sich bei nachhaltigen Geldanlagen fast wie mit Bio-Lebensmitteln: Das Angebot war begrenzt, die Preise hoch. Heute sind nachhaltige Investments längst mehr als eine romantische Utopie. Deshalb lohnt es sich, ESG-Indexfonds genauer anzusehen.

Nachhaltigkeit in der Geldanlage bedeutet, neben den klassischen Kriterien wie Rentabilität, Liquidität und Sicherheit auch ökologische, soziale und ethische Aspekte in die Investmententscheidung miteinzubeziehen. Diese Aspekte betrachten, wie nachhaltig Unternehmen hinsichtlich ökologischer und sozialer Verträglichkeit sowie der guten Unternehmensführung wirtschaften.

Lange Zeit galt nachhaltiges Investieren als weniger rentabel. Heute belegen Studien das Gegenteil. Teilweise entwickeln sich jene Investitionen langfristig sogar besser, die unter Berücksichtigung von ESG-Kriterien getätigt werden. Und auch eine Analyse der Management-Gebühren von ESG-ETF zeigt, dass diese keineswegs teurer sein müssen als ihre Pendants ohne ESG-Auswahlkriterien. Dies hat eine Auswertung am Beispiel von ETFs auf den MCSI World gezeigt.

Neues Rekordniveau bei ESG-ETFs

Die Idee nachhaltiger ETFs ist nicht neu. 2006 wurde mit dem iShares Dow Jones Eurozone Sustainability Screened UCITS ETF der erste nachhaltige Indexfonds auf Xetra gelistet. Danach war es einige Jahre ruhig, bis das Thema ab 2010 stärker an Bedeutung gewann.

Die Deutsche Börse bot über ihre Handelsplattform Xetra und den Frankfurter Parketthandel 2019 zum Jahresende 147 ESG-Indizes an. 62 davon wurden in 2019 neu gelistet. Damit fokussieren sich mittlerweile rund ein Zehntel aller ETFs auf Nachhaltigkeit. Die Zahl der angebotenen Produkte wächst stetig und damit auch die Bandbreite der zugrundeliegenden Kriterien.

Im vergangenen Jahr stieg auch das investierte Vermögen in ESG-ETFs am Handelsplatz Xetra rasant an, auf insgesamt 23,2 Mrd. Euro – das entspricht einem Plus von 217 % zu 2018. ESG-Produkte bildeten damit die mit Abstand wachstumsstärkste Kategorie im ETF-Segment der Deutschen Börse.

Die hohe Nachfrage nach ESG-ETFs spiegelt sich auch in den gestiegenen Handelsumsätzen, die mit 2,9 Mrd. Euro im vergangenen Jahr ebenfalls einen neuen Rekord erzielten.

ESG ist nicht gleich ESG

Derzeit gibt es eine intensive Debatte darüber, was eigentlich als ESG bezeichnet werden kann. Deshalb stehen Anleger, die nachhaltige Kriterien bei ETFs berücksichtigen wollen, vor anderen Herausforderungen als jene, die klassische ETFs wählen – denn ESG ist nicht gleich ESG. Die Indizes, die den ETFs zugrunde liegen, bilden unterschiedliche Aspekte aus dem Nachhaltigkeitsspektrum ab. Dabei variieren Schwerpunkte und Konstruktionsansätze. Die populärsten Produkte selektieren Unternehmen mit den höchsten ESG-Ratings in einem Markt, andere schließen Unternehmen aus bestimmten Branchen und Geschäftsfeldern aus, etwa solche, die in Verbindung mit Waffen oder Tabakkonsum stehen oder einen hohen CO2-Ausstoß haben. Häufig wird auch die Einhaltung konkreter Standards als Grundlage genommen, wie etwa die UN Global Compact Principles. Unternehmen, die diese Standards nicht erfüllen, werden aus dem Index ausgeschlossen.

Auf ins Grüne?

Die fehlende Transparenz darüber, was als sozial verantwortliche Investition gilt, hält viele potenzielle Investoren zurück. Es mehren sich Stimmen, die sich klare Richtlinien seitens Aufsichtsbehörden für die Finanzindustrie und die Investoren wünschen.

In der Gesamtbetrachtung muss man festhalten, dass das in ESG-ETFs investierte Vermögen mit aktuell rund drei Prozent des gesamten verwalteten ETF-Vermögens noch relativ gering ausfällt. Klar ist allerdings auch: Finanzexperten sehen in nachhaltiger Geldanlage mehr als nur eine Nische. Laut einer Veröffentlichung der UNCTAD werden die Zuflüsse in nachhaltige Fonds und ETFs in den kommenden Jahren weiter steigen. Einige Schätzungen gehen sogar davon aus, dass sich in Europa bis 2030 jeder dritte Fonds auf ESG-Investitionen konzentrieren wird.

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