Liquidität im ETF-Handel ist von zentraler Bedeutung

20 Jahre ETFs

Erschienen am: 28.05.2020

Sie gelten als einfach, transparent und flexibel: Exchange Traded Funds – kurz ETFs – feierten am 11. April ihren 20. Geburtstag. Mit gerade einmal zwei Produkten hat die Deutsche Börse den ETF-Handel im Jahr 2000 nach Europa gebracht. Seitdem ist der Handelsplatz Xetra führend in einem stark wachsenden Markt. In unserer Serie blicken wir aus verschiedenen Perspektiven auf die Entwicklung von ETFs – und beleuchten Trends, Innovationen und strukturelle Veränderungen an den Märkten.

ETFs verzeichnen durch den anhaltenden Trend hin zu passiven Investments eine steigende Nachfrage bei Investoren. Auch immer mehr Privatanleger setzen die Produkte ein, etwa um damit langfristig Vermögen aufzubauen. Die steigende Nachfrage bei ETFs zeigt sich auch anhand der zunehmenden Liquidität. Diese beschreibt im Börsenhandel, in welchem Maß ein Wertpapier jederzeit ge- und verkauft werden kann. Je höher die Nachfrage, desto liquider kann ein Produkt gehandelt werden. Dies führt in Folge zu geringeren Transaktionskosten für Investoren und Händler. Beide Seiten profitieren von liquiden Märkten, indem sie Wertpapiere sofort und zu geringen Kosten handeln können.

Dabei setzen sich die Handelskosten aus zwei Bausteinen zusammen: Den direkten oder auch expliziten Handelskosten einer Transaktion, die durch die Abwicklung des Auftrags durch Banken und Börsen entstehen – dazu zählen etwa Gebühren und Provisionen, die Anlegern direkt in Rechnung gestellt werden. Und den indirekten oder auch impliziten Handelskosten einer Transaktion, die sich aus dem Spread, also aus der Geld-Brief-Spanne und dem zugrundeliegenden Handelsvolumen ergeben. Letztere sind nur bedingt nachvollziehbar, denn sie sind von der Zusammensetzung des Orderbuchs abhängig und werden nicht direkt ausgewiesen. Dennoch sind sie für Investoren in der Regel sogar wichtiger: Denn im Laufe eines Handelstags können sie um bis zu 30 Prozent schwanken. So haben Auswertungen der Deutschen Börse gezeigt, dass die indirekten Handelskosten im Durchschnitt um die Mittagszeit, also zwischen 12.00 und 13.00 Uhr, für eine große Zahl an ETFs am geringsten sind. Die Erklärung liegt vermutlich daran, dass zu dieser Zeit nur selten kursrelevante Informationen aufkommen.    

Liquidität bestimmen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um die Liquidität eines ETFs zu beurteilen, darunter z. B. das Intraday Xetra-Liquiditätsmaß oder die Anzahl an Designated Sponsors. 

iXLM und XLM

Einen Überblick über die impliziten Handelskosten von ETFs zeigt das Intraday Xetra-Liquiditätsmaß (iXLM), das die Deutsche Börse 2019 zusätzlich zur bereits etablierten Liquiditätskennzahl XLM eingeführt hat und einmal im Monat in der ETF-Statistik veröffentlicht. Um den günstigsten Handelszeitpunkt auf Basis historischer Daten zu ermitteln, wird das Intraday XLM in Halbstundenintervallen für einer Ordergröße von 100.000 Euro berechnet. Das Intraday XLM wird in Basispunkten angegeben und ermöglicht einen Vergleich der Liquiditätsentwicklung  innerhalb eines Handelstages für mehr als 1.500 ETFs. Investoren können daraus ableiten, in welchem Zeitraum die Handelskosten eines ETFs auf Xetra besonders günstig waren und diese Information in zukünftige Entscheidungen einfließen lassen. 

Eine Auswertung über alle ETFs hinweg hat ergeben, dass die impliziten Transaktionskosten zum günstigsten Zeitpunkt bis zu 30 Prozent niedriger sind als zum ungünstigsten Zeitpunkt im Tagesverlauf. Insbesondere zu Beginn des Handels fallen die Spreads in der Regel höher aus. Grundsätzlich gilt: je geringer das iXLM, desto geringer die impliziten Handelskosten. 

Designated Sponsors 

Neben dem iXLM ist auch die Anzahl der Designated Sponsors auf Xetra ein wichtiger Anhaltspunkt für die Liquidität von ETFs. Designated Sponsors sind Handelsteilnehmer, die sich gegenüber der Börse fortlaufend zur Bereitstellung von Liquidität verpflichten und dabei bestimmte Mindestanforderungen einhalten. Zu den Anforderungen gehören das Mindestquotierungsvolumen und der maximale Spread. Je höher die Anzahl der Designated Sponsors in einem ETF, desto größer ist in der Regel auch die Liquidität. Die Deutsche Börse veröffentlicht für jeden ETF eine Übersicht der Designated Sponsors auf boerse-frankfurt.de.

Größe eines ETFs

Darüber hinaus kann sich auch die Höhe des verwalteten Fondsvermögens bei einem ETF positiv auf dessen Liquidität auswirken. Dies lässt sich dadurch erklären, dass ein großes Fondsvermögen oftmals auch ein Indikator für eine große Anzahl bereits investierter Anleger ist. Diese tragen dann mit ihren Kauf- und Verkaufsaufträgen ebenfalls zur Liquidität eines ETF bei. Anleger finden die Angaben zur Fondsgröße eines ETF auf dem Datenblatt des jeweiligen ETFs ebenfalls auf boerse-frankfurt.de.

Orderbuchtiefe Ein weiterer Anhaltspunkt für die Liquidität ist auch die Oderbuchtiefe, also die Anzahl der Limitstufen, die

mit Orders und Quotes von Handelsteilnehmern belegt sind. Tendenziell sind bei weniger liquiden ETFs nur die ersten Limitstufen des Orderbuchs mit Orders gefüllt. Bei liquideren ETFs verteilen sich die Orders über die gesamten Limitstufen hinweg im Orderbuch. Informationen zur Orderbuchtiefe sind über das offene Orderbuch einsehbar. 

Wann ist der Einsatz von Liquiditäts-Indikatoren sinnvoll?

Die beschriebenen Indikatoren können eine Orientierungshilfe bei der Auswahl und der Ordererteilung eines ETF bieten. Dennoch spiegelt die Handelsaktivität der Vergangenheit nicht zwingend auch die Zukunft. Bei ETFs, die einen vergleichbaren Index abbilden, kann der Einsatz von Indikatoren jedoch sinnvoll sein, denn individuelle Produkteigenschaften können immer auch Einfluss auf die Liquidität eines einzelnen ETF nehmen.