Börsen-Zeitung: "Konjunkturprogramm für Deutschlands Privatanleger", Gastbeitrag von Eric Leupold, Head of Cash Market, Deutsche Börse AG
Börsen-Zeitung: "Konjunkturprogramm für Deutschlands Privatanleger", Gastbeitrag von Eric Leupold, Head of Cash Market, Deutsche Börse AG
Privatanleger nutzen den deutschen Kapitalmarkt noch zu wenig für ihren Vermögensaufbau und sind für börsennotierte Unternehmen oft ein unerschlossener Anlegerkreis. Damit diese von Börse und Aktien begeistert werden, braucht es nicht nur eine kapitalgedeckte Altersvorsorge. Um die Attraktivität von Aktien für die langfristige Anlage zu stärken, bedarf es vor allem Angebote zur ökonomischen Bildung sowie attraktive Handelsplätze.
Im letzten Jahr hatte die Bundesregierung mit den Wachstumschancen- und Zukunftsfinanzierungsgesetzen wichtige Reformpakete auf den Weg gebracht. Zusätzlich gibt es mit dem Generationenkapital Diskussionen für einen ersten Einstieg in die kapitalgedeckte Altersvorsorge. Damit wurden erste Schritte unternommen, den Finanzplatz Deutschland nachhaltig für die Zukunft zu stärken.
Das sind alles richtige und wichtige Schritte, die für mehr Nachfrage auf dem Kapitalmarkt sorgen dürften. Genauso wichtig ist aber auch die Angebotsseite: Deutschlands Kapitalmarkt ist nur so erfolgreich wie die Unternehmen, die der Wirtschaftsstandort hervorbringt. Als Deutsche Börse bringen wir diese beiden Seiten zusammen und bauen eine Brücke zwischen Unternehmen und Anlegern – mit dem Ziel, Unternehmen Finanzierungsoptionen zu bieten und Investoren Renditepotenziale zu eröffnen.
Vorreiter bei ETFs
Dass am Kapitalmarkt langfristig ein Vermögen aufgebaut werden kann, wird auch im öffentlichen Diskurs zunehmend anerkannt. Nicht zuletzt dadurch hat das Interesse von Privatanlegern über die Jahre zugenommen und wird sich weiter verstärken. Die Menschen der Generation X, Y und Z sind offener für die Themen Sparen und Vermögensbildung über die Kapitalmärkte, eine neue „Generation Aktie“ ist in den Markt eingestiegen. Diese Entwicklung wird beschleunigt durch das steigende Bewusstsein, mit Aktien für die Rente langfristig vorzusorgen.
Genau an dieser Stelle setzen wir vom Kassamarkt-Team der Deutschen Börse an: Denn mit Blick auf passive Investmentprodukte betreiben wir den größten Börsenplatz in Europa. Der Handelsplatz Xetra war im Jahr 2000 der erste Handelsplatz für ETFs in Europa und ist seitdem Marktführer für Indexfonds in Europa. In ganz Europa hatte der Xetra-Handel im Gesamtjahr 2023 einen Marktanteil am börslich gehandelten ETF-Volumen von über 30 Prozent. Und auch beim ETF-Angebot verzeichnen wir eine steigende Auswahl für Privatanleger mit rund 2.100 handelbaren ETFs auf Xetra – die als Sparplan seit 2019 allesamt ganzjährig kostenfrei für Privatanleger sind. Zudem waren wir First Mover bei zentral geclearten Krypto-ETPs, bis heute sind wir mit einem jährlichen Handelsvolumen von über drei Milliarden Euro europäischer Marktführer im regulierten Handel von Krypto-Investments. Zusammen mit den bei Anlegern populären und stark wachsenden Anleihen- und Geldmarkt-Fonds sowie aktiv gemanagten ETFs bieten wir als Handelsplatz ein Angebot, das den Finger am Puls der Zeit hat.
Stärkere Partizipation bei Börsengängen
Zu einem Produktangebot für Privatanleger gehört auch, diesen einfache Zugänge zu Neuemissionen zu ermöglichen. Private Investoren sind für börsennotierte Unternehmen – oder solche die einen Börsengang planen – ein nicht zu unterschätzender Teil ihrer Kapitalmarktstrategie, egal ob beim Börsengang, einer Kapitalerhöhung oder der Anleiheemission. Damit Privatanleger den benötigten Zugang zur Zeichnung von Wertpapieren bekommen, bieten wir Emittenten an, dass diese bereits vorbörslich ordern können. Damit wird ein demokratisierter Zugang zu Primärmarkttransaktionen erreicht, der sonst institutionellen Investoren vorbehalten ist.
Zu unserem Angebot zählt es ferner, unseren Emittenten eine öffentlichkeitswirksame Plattform zu bieten – etwa mit unseren Bell Ringing-Formaten auf dem Frankfurter Börsenparkett. Damit kann die Visibilität bei verschiedenen Investorengruppen, Kunden und potenziellen Mitarbeitern sowie weiteren Stakeholdern deutlich erhöht werden. Die Sichtbarkeit, die wir über den letzten Börsenhandelssaal in Europa bieten, ist sowohl für das Kapitalmarktprofil unserer Emittenten als auch für einen starken Finanzplatz essenziell.
Mix aus Erlebnis und Education
Als internationale Börsenorganisation und innovativer Marktinfrastrukturanbieter bekennen wir uns zum Standort und Rolle am Finanzplatz Frankfurt: Im Herzen Frankfurts haben wir mit unserem Deutsche Börse Visitors Center dafür einen Ort der Finanzbildung geschaffen. Mit rund 20 interaktiven Stationen und Einblicke in über 400 Jahre Börsengeschichte hat unser Visitors Center das Ziel, Menschen für Börse und Kapitalmärkte zu begeistern und über wichtige Bausteine zur privaten Vermögensbildung zu informieren. Unter anderem können Besucher ihr Börsenwissen testen oder Aktienkäufe und -verkäufe über historische Zeiträume simulieren.
Finanzbildung über einem Mix aus Erlebnis und Education näherzubringen, kommt gut an: Im letzten Jahr sind in unser Visitors Center fast 30.000 Besucher aus aller Welt gekommen. Ein Besuch ist kostenfrei möglich und rund um die Uhr digital buchbar, genau wie auch Schulungen und Vorträge für Einsteiger und Profis. Mögliche Themen sind zum Beispiel ETFs, Indizes oder Börsengänge.
Unser Beitrag zur Stärkung der Finanzbildung
Bei der ökonomischen Bildung und Altersvorsorge gibt es für Privatanleger noch viel Potenzial, den Kapitalmarkt zu nutzen. Wir haben jetzt die Gelegenheit, mit einem Konjunkturprogramm für Deutschlands Privatanleger den Kapitalmarkt in Deutschland attraktiver für alle zu machen. Und wir bei der Deutschen Börse arbeiten stetig daran: Als größte ETF-Börse in Europa bieten wir Privatanlegern ein breites ETF-Angebot mit kostenfreien Sparplänen auf Xetra an. Zugleich leisten wir mit den Bell Ringings, der Partizipation bei Börsengängen und dem Deutsche Börse Visitors Center unseren Beitrag, mehr Privatanleger von Börse und Aktien zu begeistern. Denn klar ist: Ein attraktiver Handelsplatz senkt Eintrittshürden für Privatanleger und macht den Finanzplatz Deutschland insgesamt wettbewerbsfähiger.
Der Artikel ist zuerst in der Sonderbeilage "Finanzplatz Frankfurt" der Börsen-Zeitung am 6. März 2024 erschienen.